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Motortausch, Teil 43
24. - 26
. Februar 2012

Dieses Wochenende sollte es sein. Der erste Motorstart. Aber davor waren noch diverse Arbeiten zu erledigen:

(1) Traggelenke Vorderachse tauschen

Hier versagten gleich mehrere Abzieher, auch erneut die vom Elise-Shop. Schließlich rief ich meinen Lotus-Schrauber an, bei dem seit Jahren mein Seven steht. Er kam und brachte zwei große Hämmer mit. Und kloppte seitlich an die Aufnahme der Traggelenke-Koni an den Achsschenkeln. Ich konnte dabei nicht zusehen, empfand quasi physische Schmerzen bei solchen Schlägen. Aber die unteren Gelenke waren damit innerhalb von Minuten raus. Die oberen bekam ich mit dem Abzieher raus. Einmal kommt man da besser mit dem Abzieher zwischen und dann sind diese Gelenke nicht so fest, da üblicherweise nahezu unbelastet.

(2) Instrumentencluster aufbauen

Eine ziemlich umfangreiche Arbeit. Ich nahm an, das würde nur einen Tag brauchen, da irrte ich mich aber. Es wurden zwei Tage.

Hier mal exemplarisch am Instrumentencluster, wie man Blecharbeiten am Auto machen kann:

Workflow Blecharbeiten

(A) - Idee. Wie soll das Blech aussehen. Daraus entsteht eine erste Skizze auf Papier, noch ohne Maße, nur die Form.

(B) - Ausmessen am Fahrzeug. Mit Messschieber oder Zollstock. Jetzt kann man die Skizze durch Maßangaben ergänzen.

(C) - Man nehme ein Stück Bastelpappe, größer als das zu erwartende, aufgefaltete, zukünftige Blech. Und male das Teil im Maßstab 1:1 auf.


Links die Skizze, rechts aufgezeichnet auf die Bastelpappe.

(D) Zuschneiden und Falten. Man erstellt jetzt das Teil, welches man haben will. Einfach durch Bearbeitung der Pappe. Damit kann man am Auto schauen, ob alles passt.


Anpassen am Fahrzeug.

(E) Übertragen der Außenkontur auf ein Stück Blech. Wenn das Pappteil im Auto passt, kann man es aus Blech anfertigen. Dazu die Pappe wieder auffalten und die Kontur mit einem Stift auf das Blech übertragen.


Links die Pappe, rechts Alublech 1 mm mit übertragener Kontur.

(F) Blechbearbeitung 1 - Löcher bohren

(G) Blechbearbeitung 2 - Außenkontur schneiden

(H) Blechbearbeitung 3 - Biegen

(I) Anpassung am Fahrzeug

(J) Blechbearbeitung 4 - Polieren (bei Bedarf)


Sieht doch schon ganz gut aus.

 

Nachdem der Instrumentencluster mechanisch aufgebaut war, musste er noch verdrahtet werden. Tag 2 lief dabei schon ein paar Stunden.

Die Verdrahtung im Auto wurde dann auch noch verbessert. War Stand etwa 2006, inzwischen kann ich das besser, also wollte ich das auch gleich machen. Entsprechend sah es dann auch im Innenraum aus:

 

Als dann alles soweit fertig war, elektrisch zumindest, schloss ich nach 3 Monaten das erste Mal wieder die Batterie an's Auto an. Und probierte die Zündung.


Es funktionierte auf Anhieb!

 

Tja. Und nun war so etwa der Moment, an dem man könnte. Wenn man sich traute...

... und das lief dann in etwa so ab:

- Ich rief Freund Thomas an, denn ihn wollte ich auf jeden Fall dabei haben, wenn der erste Motorstart stattfindet. So als moralische Unterstützung.
- Die HDV-Kamera wurde an's Ladegerät gehängt.
- Hinter dem Auto ein Stativ aufgebaut.
- Innenraum und um das Auto herum wurde etwas aufgeräumt.
- Zündleiste ausgebaut und von der Elektrik getrennt, Zündkerzen entfernt.
- Die Blockstecker von der Traktionskontrolle zu den Einspritzventilen wurden abgezogen.
- Ölstand kontrolliert -> MAX = OK.

Und bevor Thomas etwa 90 Minuten später hier ankam, drehte ich den Motor das erste Mal mittels Anlasser kompressionsfrei durch, etwa 30 Sekunden lang. Dies diente dazu, das Motoröl an alle Lagerstellen im Motor zu transportieren. Bei einem neuen Motor ist ja alles noch "trocken" und bevor erste Verbrennungsrückstände entstehen und die Lagerstellen unter Last gesetzt werden, sollte ein schützender Ölfilm vorhanden sein.
Ich bemerkte, dass das Laufgeräusch des Anlassers nach etwa 5 Sekunden langsam in eine etwas höhere Tonlage wechselte, er hatte es auf einmal offenbar leichter, was auf das in den Lagern angekommene Motoröl zurückzuführen sein dürfte.

- Eine Viertelstunde warten.
- Ölstand kontrolliert -> 1 Strich unter MAX = OK.
- Zündkerzen wieder rein.
- Zündleiste wieder rauf.
- Zündleiste wieder angeschlossen.
- Einspritzventile ebenfalls.

Warten auf Thomas.

Dieser kam dann gegen 19 Uhr und wir machten uns dann sofort in die Garage. Die HDV-Kamera wurde aufgehängt, zwei Biere auf den Hilfsrahmen gestellt und dann - hatte ich Schiss. Was dann folgte, ist in diesem Video hier gezeigt, ich hatte es einigen Freunden aus dem Forum versprochen, den allerersten Startversuch zu veröffentlichen, egal mit welchem Ergebnis:

 

Letztlich hatten nur zwei ganz einfache Sachen gefehlt:

- Masse der Motronic, die schwarze Leitung mit dem Kabelschuh musste an den Kühlsockel angeschraubt werden, dann sah auch der OBD-Tester die Motorsteuerung.
- Einer der beiden Blockstecker zur Traktionskontrolle steckte nicht richtig, musste nochmals eingedrückt werden.

Der OBD-Tester hatte vier DTCs abgespeichert: P0201, P0202, P0203 und P0204, das sind Fehlfunktionen der Stromkreise aller vier Einspritzventile. Ich löschte die DTCs, aber es blieben immer noch vier Fehler aktuell erhalten, nämlich die gleichen. Irgendwie war ich zu vernagelt, das sofort richtig zuzuordnen. Man sieht das im Video. Erst nach rund 7 Minuten gehe ich nach hinten, um die Verkabelung zu prüfen. Und finde sofort eine gelbe Silikondichtung des einen AMP Superseal, die man im eingesteckten Zustand gar nicht so sehen sollte. Das Leben könnte so einfach sein. Diese OBD-Tester machen schon Sinn...

Der Motor lief anständig warm und blieb vor allem rundum dicht. Kein Austritt von Kühlwasser oder Öl, an keiner Stelle. Ich bin sehr froh, denn ich hätte nicht erwartet, dass die Maschine nach diesem großen Umbau quasi sofort problemlos laufen würde. Denkt man allein an die Sensoren für Klopfen, Nockenwelle und Kurbelwelle, es gibt so viele Fehlermöglichkeiten...

Nächstes Wochenende dann wird die Instrumentenkonsole fertiggestellt, es fehlt noch die Verschaltung der Feuerlöschanlage und ein paar Details in der Befestigung, und dann noch der Wasserbehälter des Ladeluftkühlers entweder poliert oder schwarz-glänzend gepulvert, danach dann die Clam angebaut. Wenn alles gut geht und sowohl der Luftfilter als auch die Kurbelgehäuseentlüftung unter die Clam passt, ohne dass ich nacharbeiten muss, sollte der Wagen Sonntag abend zu einer ersten Probefahrt fertig sein. Es wird nur der Fahrersitz montiert werden, da ich an der Rückwand noch einige Arbeiten vornehmen muss, aber für Einfahren und Prüfstandsabstimmung wird das auch so reichen.

Ach ja, das Autoradio muss ja auch noch getauscht werden. Irgendwie habe ich dazu momentan keine Lust mehr. :)

 

Motortausch, Teil 44
02. - 03
. März 2012

Saisonbeginn. Und ich liege inzwischen wieder gut in der Zeit! Wahrscheinlich kommt das Auto dieses Wochenende zum ersten Mal auf die Straße. Am Freitag nach der Arbeit gleich raus in die Werkstatt, die Instrumente endgültig verbauen. Davor musste allerdings noch die Auslöse- und Testschaltung für die Löschanlage verdrahtet und ausprobiert werden. Inklusive Batteriehalter und 9V-Block.

Als das fertig war, verspürte ich irgendwie so viel Zeitdruck und so wenig Lust darauf, mich noch weiter damit aufzuhalten, dass ich schlichtweg nur kurz die beiden Pole des Steckers am Löscher kurzschloss und die Löschtaste drückte, dabei den fließenden Strom gemessen habe. 13 mA, die gelbe LED leuchtet, also OK. Hoffentlich reichen die 13 mA nicht dazu aus, den Löscher auszulösen. :) Dann noch an den Polen die Spannung gemessen in beiden Stellungen des Kippschalters, es ergaben sich etwa 7,5 V auf "Test" und 9,5 V auf "Extinguish". Das ist auch OK, die Differenz ist der Spannungsabfall über die LED beim Messstrom durch das Voltmeter. Ich schloss dann den Stecker an den Löscher an und drückte den Auslöser auf "Test". In mir zog sich dabei alles zusammen. Und entspannte sich sofort, als NUR die gelbe LED aufleuchtete und der Prüfstrom durch den Löscher floss, ohne diesen auszulösen.

Danach dann die Kabel provisorisch hinter den Instrumenten bündeln, zu mehr war keine Zeit. Dann Innenraum säubern und Fahrersitz und Gurt einbauen. Und damit ist der Bereich fertig für eine Probefahrt.

Als Letztes für den Freitagabend kürzte ich dann noch den Trichter des Luftfilters um ein paar Millimeter ein, um Kollisionen zwischen Luftfilter und Clam zu vermeiden, falls die der Motor mal etwas seitwärts bewegen sollte. Thomas hatte mich auf diese Möglichkeit hingewiesen, während wir am letzten Sonntag den Motor das erste Mal starteten. Gute Idee...


Der Platz sollte jetzt reichen. Viel mehr Luft ist da auch nicht mehr zu machen, ist alles schon sehr kurz gebaut. Nur eben der Filter selbst nicht. :D


Er sitzt auch recht tief, die Clam wird hoffentlich darüber passen.

Am Samstag werden dann folgende Dinge geschehen:

- Wasserbehälter W-LLK polieren(!), denn der blaue Pulverlack ist noch nicht geliefert worden. Wink des Schicksals? Egal, ich will fertig werden, also polieren.
- Hinterräder ab.
- Clam aufsetzen.
- Löschanlage, letzte Düsen an Clam montieren.
- Alle Kabel und Leitungen ran.
- Clam verschrauben.
- Motordeckel anschrauben und ausrichten.
- Innenradhäuser rein.
- Räder ran.
- Auto ablassen.
- Antriebswellen festziehen.

Wenn sowohl Clam als auch Motordeckel passen sollte, sollte am Samstag Abend bereits eine Probefahrt möglich sein.

 

Samstag, 03.03.2012:

Jetzt kann ich offiziell behaupten, den wahrscheinlich einzigen Z22LEx-Speedster zu fahren. Denn heute war Probefahrt! 170km sehr verhalten, alle Instrumente und den OBD-Scanner permanent im Blick.

Hier ein paar Stichpunkte:

Kilometerstand bei erstem Rollen: 41.132 km
höchste gefahrene Geschwindigkeit: 130 km/h
maximal erreichte Öltemperatur: 78°C
maximal erreichte Wassertemperatur: 83°C
LONGFT1-Wert OBD: 0,0 ... 1,8

Öldruck kalt Leerlauf: 3,1 bar
Öldruck kalt fahrend: 3,1 bar
Öldruck warm Leerlauf: 2,1 bar
Öldruck warm fahrend: 2,8 bar

Turbolader arbeitet, akustisch deutlich zurückhaltender als der LEH-Lader.
Motor scheint deutlich lauter zu sein, mit ordentlich Bassfundament. Kann aber täuschen, da Dämmmaterial an der Spritzwand noch fehlt.
Umluftventil arbeitet zumindest nach erster Einschätzung hervorragen, rasiermesserscharf mit einem deutlichen Fauchen öffnend.
Motor war nach Probefahrt komplett trocken, keinerlei Undichtigkeiten erkennbar.

Der Leerlauf bei unter 900 Umdrehungen ist so nicht tragbar, sägt enorm, fast schon wie ein Dragster im Stand. Muss auf etwa 1.000 angehoben werden.

Umluftventil berührt allerdings die Heckklappe.

Die roten Punkte bedeuten Nachbesserungsbedarf!

Die Öldruckmessung am Zylinderkopf ist offenbar unsinnig. Es scheint fast, als messe man hinter einem Druckminderer, nahezu konstanter, aber zu niedriger angezeigter Druck. Ich werde somit das machen, was Stephan Klasen mir neulich per Mail empfohlen hat: Messung unten an der Ölpumpe! Entsprechende Adapter M12x1,5-M10x1,0 und M14x1,5-M10x1,0 sind bereits im Zulauf.
Das Umluftventil werde ich mechanisch bearbeiten. Der das GFK berührende Kragen für die Verschraubung ist viel zu groß, muss technisch nicht sein. Werde das umarbeiten.

Und dann folgt noch eine größere Inspektion. Aber zuerst fahre ich am nächsten Freitag noch nach Hannover zu einer Freund, da sind dann nochmals 600 km Einfahrstrecke rum und man kann dann die Motorlast bereits langsam steigern. Ich hatte aber bereits nach nur 100 km Fahrstrecke das Gefühl, der Motor arbeite "freier", "entspannter", "ruhiger".

Was aber inzwischen auch klar ist: die Zeiten, in denen ich notfalls sogar mal den 5. Gang innerorts bei Tacho 60 einlegen konnte, sind vorbei. Alles unter 1.500 Umdrehungen scheint mühevoll, erst darüber geht es langsam kraftvoll zur Sache und ab 1.800 dann läuft er richtig gut. Das ist der Tribut an die Nockenwellen.

 

Bevor die Probefahrt gemacht werden konnte, war allerdings noch ein Tag harter Arbeit angesetzt:

- Vorratsbehälter W-LLK entleeren, ausbauen, polieren.
- Clam mit Verschlussbleche für die Relais und Kabel ausstatten.
- Clam montieren.
- Restliche Bedüsung der Löschanlage auf- und anbauen.
- Antriebswellen festziehen und sichern.
- Bodenbleche und Diffusor montieren.
- Motorhaube montieren.

Das alles dauerte deutlich länger, als ich gedacht hätte. Insgesamt vergingen dafür 8 Stunden Arbeit ohne Pause.


Nach drei Monaten endlich wieder an der Sonne: die Heck-Clam.
Darunter hatte sich in der Auspolsterung in Form einer alten Decke eine Maus eingenistet.


Die ausgeschnittene Öffnung im linken Radhaus, um den Kabelbaum und die Relais entfernen zu können, ohne alles zerlegen zu müssen.


Und diese Öffnung musste natürlich wieder verschlossen werden können.


Clam bereits auf dem Fahrzeug, aber Löschanlage noch unfertig.


Komplett fertig, inklusive Löschanlage.

 

Motortausch, Teil 45
08.
März 2012

Die Tage werden noch die kleinen Problemchen behoben. Der Öldruckgeber kommt vor dem Wochenende nach unten an die Ölpumpe und hoffentlich zeigt er dort bessere Werte an. Denn die ersten 230 km Probefahrten zeigten, dass der Öldruck oben am Zylinderkopf recht drehzahlunabhängig ist und zudem speziell im Heißbetrieb viel zu niedrig, nämlich im Leerlauf bis 1,8 bar abkippend und bei Fahrt nur 2,1 bar erreichend. Die Messung unten an der Pumpe sollte bessere Werte liefern, die auch einen größeren Unterschied zwischen Last und Leerlauf zeigen und eine bessere Einschätzung des Zustands der Ölpumpe erlauben.

Zudem musste ich mir etwas mit dem Umluftventil überlegen. Der breite Kragen der Verschraubung berührt die Clam zu stark, es könnte dabei zu Beschädigungen kommen und zum Aufdrücken der Haube bei Lastwechseln während der Fahrt.
Ich habe dann den Kragen heruntergeschliffen und poliert:

Dabei kam ein Schlitz hervor. Es zeigte sich, dass die einzige "Abdichtung" des Ventils aus einem schmalen Aluminiumsteg ganz außen besteht. Ist dieser weg, hat man einen 1 mm dicken Zwischenraum, der eine Undichtigkeit nach außen darstellt. Ich fertigte nun also eine Gummidichtung an, welche ich zwischen die beiden Gehäuseteile setzte.

Aber auch mit den abgenommenen Millimetern ist das Ventil immer noch so dick, dass ich nicht wirklich ein gutes Gefühl bei der Sache hätte. Also bestellte ich erst einmal schnell noch ein Bailey DV30 und baute das ein. Das ist so viel schmaler, dass es kein Problem mehr mit der Haube geben kann.

Das bleibt jetzt erst einmal für das Einfahren und die Prüfstandsabstimmung so. Danach wird auch das wahrscheinlich wieder ersetzt werden, nämlich durch ein Forge DV007P-A, welches ähnlich schmal baut, aber einen Aluminiumkolben hat und mit verschiedenen Federn umkonfiguriert werden kann, falls nötig.

 

Um das Thema nochmals zu beleuchten:

SPECIAL UMLUFTVENTIL

Warum steuere ich das Umluftventil eigentlich über das Elektroventil und den Unterdruckspeicher an, obwohl doch vereinzelt von den Tunern und in den Foren immer wieder empfohlen wird "schmeiß das ganze Zeug raus und schließe direkt an das Saugrohr an"?

Ich habe mir über diese Problematik lange Zeit den Kopf zerbrochen und schließlich war mir klar: auf die serienmäßige (elektronische) Auslösung des Umluftventils sollte man keinesfalls verzichten!

Erklärung:

Wenn wenn man sich mal überlegt, wie die Druckverhältnisse Steuerluft zu Ladedruck (entgegen gesetzte Seiten des Kolbens) aussehen, dann hat es enorme Vorteile, mit der gegebenen Unterdrucksteuerung zu arbeiten. Weil es einen fast unabhängig von der Rate der eingebauten Feder macht.

  • Im Lastfall drückt auf beiden Seiten der Saugrohrdruck, die Feder (egal wie stark) drückt dann als Offset auf das Ventil und dieses bleibt damit sicher geschlossen.

  • Beim Gaswegnehmen hingegen zieht am Steueranschluss ein solider Unterdruck von 0,5...0,9 bar, auf der Druckseite drückt der volle Ladedruck oder gar mehr (Surge!). Beide Drücke wirken jetzt nicht mehr gegeneinander, sondern beide in Richtung Öffnen. Rund 2,5 bis 3 bar Differenzdruck, da ist die Federrate auf einmal ziemlich unwichtig, das Ventil öffnet kräftig und schlagartig und bläst ab.


Macht man es hingegen, wie es immer wieder mal empfohlen wird, Unterdruckspeicher raus, Steueranschluss einfach am Saugrohrdruck anschließen, dann bekommt man bei Teillast (fast geschlossener Drosselklappe = Differenzdruck über Umluftventil) Probleme und muss dann versuchen, diese über die Federrate irgendwie in den Griff zu bekommen. Was auch eher unwahrscheinlich ist, weil erstens überlappen die Federn alle ziemlich stark (selbst ausgemessen), zudem verschiebt man damit nur die Probleme, entweder öffnet das Ventil dann mehr und schließt nicht mehr richtig, oder es schließt mehr und öffnet nur noch halbherzig. Zudem dürfte man dann beim Auslösen des Ventils die Tendenz haben, dass es "oszilliert", also mehrfach öffnet und schließt und dabei Flattergeräusche erzeugt, weil die Luftsäule zwischen Lader und Ventil zu schwingen beginnt. Alles sehr schlecht, nicht optimal!

Also ganz klar: Unterdruckreservoir und Regelventil unbedingt weiterverwenden, auch oder gerade beim NG2-Lader!

 

Das aktuelle Anschlussschema:


Vergrößern durch Anklicken!

 

Morgen dann folgt das Umsetzen des Öldruckgebers. Und dann eventuell noch eine größere Einfahrstrecke. Was aktuell aber schon bemerkenswert ist: der Motor fährt sich sehr gut und ist rundum bisher dicht, kein Wasser- oder Ölverlust, alles trocken. Einzig eine geringe Menge Feuchtigkeit unter der Kupplungsglocke zeugt von Resten von Bremsflüssigkeit, die noch vom Abdichtungsproblem an der Kupplungsleitung herrühren.

Aktuell läuft die Sache sehr gut. Hätte Schlimmeres befürchtet, wenn ein Amateur wie ich so einen großen Umbau stemmt. Aber mal abwarten, was noch kommt. Eventuell gibt es noch die eine oder andere böse Überraschung. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

 

Motortausch, Teil 46
Turbulente Tage
09. - 13.
März 2012

Und manchmal kommt es anders, als man denkt...

Am 9. März wollte ich zwecks Einfahren einen kurzen Trip nach Garbsen bei Hannover machen, zu Freund Henning, Angrillen vor der Garage, in der gerade sein eigener Speedster auf der Hebebühne steht, um am Motor noch einiges umzubauen. Da der Öldruck immer noch zu niedrig war, ich das auf den Messpunkt oben am Zylinderkopf schob (was nicht ganz richtig ist, wie sich noch herausstellen sollte), wollte ich eben schnell nachmittags nach der Arbeit noch den Geber nach unten an die Ölpumpe umsetzen und dann gleich losfahren. Zum Glück kam dann auch auf den Punkt noch der Adapter M14x1,5 auf M10x1,0 von Isa-Racing. Der Umbau dauerte dann aber doch satte drei Stunden, da der Geber nicht direkt verbaut werden konnte, vom Durchmesser gerade nicht mehr passte, mit dem Motorblock kollidierte. Also verwendete ich die Stahlflex-Verlängerung M10x1,0 von Sandtler, fertigte ein Halteblech an und montierte den Geber oberhalb des getriebeseitigen Gelenks der langen Antriebswelle an einer Schraube am Motorblock. Dann musste ich noch die Kabel von oben verlängern und einen Adapter anfertigen, der den serienmäßigen Anschluss der Lampe für Öldruck im Stack mit dem VDO-Geber koppelt. Das alles dauerte seine Zeit!

Die böse Überraschung kam aber gleich zu Beginn der Arbeit: auf dem Bodenblech rechts unter dem Motor war eine sehr große Ölpfütze. Es stellte sich schnell heraus, dass einerseits der Öltemperaturgeber offensichtlich nicht fest genug angezogen war. Ich bin immer etwas vorsichtig, wenn ich in Gussmaterialien Schrauben anziehen muss. Hier war ich zu vorsichtig. Nachgezogen, mit Bremsenreiniger gesäubert, fertig. ABER: auf der anderen Motorseite, also laderseitig, hing ebenfalls Motoröl am Block. Ich nahm eine Lampe und prüfte, woher das gekommen sein mag. Und fand den Zahnriemenkasten und Motorblock bis oben an das Nockenwellenrad der Auslassnockenwelle ölig. Dann nahm ich die obere Zahnriemenabdeckung ab und es zeigte sich das Bild einer Katastrophe: Nockenwellenrad, Simmerring, Nockenwellenkasten, alles ölig. Ich vermutete zuerst, dass der Kopfdeckel undicht sein könnte, diesen hatte ich ja noch kreuzgetauscht, weit Klasen auf meinem neuen Motor einen falschen, nicht zum Speedster passenden Deckel montiert hatte und ich so meinen alten weiterverwenden musste. Aber die Kontaktfläche Deckel zu Kopf sah unverdächtig aus, dafür aber war der Simmerring der Nockenwelle komplett nass.

Ich sah eine Welt vor mir zusammenbrechen. Simmerring tauschen? Dann noch bei eingebautem Motor? Das traute ich mir nicht zu, zudem wäre damit mein Zeitplan mit der Motorabstimmung am 23.03. komplett gekippt.

Ich machte erst einmal alles sauber und brach gen Garbsen auf. Denn die 600 km Fahrstrecke wollte ich unbedingt mitnehmen. Einfahrstrecke muss gefahren werden, keine Zeit für Trödeleien.
Gegen 18:30 brach ich auf, es war bereits dunkel.

Auf dem Rückweg dann, etwa bei Kilometer 700 des Einfahrens, begann ich so langsam mal, dem Motor Drehzahlen bis 4.000 Umdrehungen und etwas Ladedruck zuzumuten. Ab 800 km, fast schon wieder in Berlin, begann ich damit, auch schon mal Vollgas zu geben und kurzzeitig bis 6.000 Umdrehungen zu ziehen. Es ergaben sich dabei erste Messwerte, die allesamt auf die Einfahrsoftware zurückzuführen sind, wie mir Uwe Regelin am nächsten Tag bestätigte:

Ladedruck Overboost: 1,1 bar
Haltedruck: 0,8 ... 0,9 bar
Lambda bei Vollgas: 0,82

Die Öldruckmessung war dann auch leicht besser als zuvor, offenbar bringt die Messung unten leicht höhere Werte und eine größere Spreizung zwischen Kalt- und Warmdruck:

Öldruck kalt: 3,8 bar
Öldruck warm Leerlauf: 2,9 ... 3,0 bar
Öldruck warm fahrend: 3,0 bar

auf der Rückfahrt stieg das leicht an:

Öldruck warm fahrend: 3,2 ... 3,3 bar

Das war dann schon mal besser, aber noch nicht wirklich prall.

Technisch funktioniert der Motor:

Ladedruck wird aufgebaut.
Das Umluftventil arbeitet perfekt, nahezu geräuschfrei, unauffällig und präzise schnell öffnend.
Der Motor arbeitet zunehmend "freier", die Wirkung des Einfahrens ist sehr deutlich zu merken.
Der Motor scheint deutlich lauter, aber das liegt wohl an der fehlenden Dämmung zum Motorraum.
Unter 1.500 Umdrehungen läuft nichts wirklich, da wirkt die Maschine angestrengt.
Ab 1.800 Umdrehungen entwickelt er erkennbar Leistung, aber in etwa auf einem Niveau eines Stufe-1-Speedsters.
Ab etwa 5.000 Umdrehungen dann steigt die Leistung merklich an, man hat dann schätzungsweise 300 PS anliegen.
Im fünften Gang ist unter Volllast ein Klingeln zu bemerken. Benzindruck?


Standardmessung 100 bis 200 km/h im vierten Gang, Einfahrsoftware rot, Vergleichsmessungen Stufe Evo (295 PS) grün und blau.

Man erkennt einen satten Leistungseinbruch in der Mitte. Hier fehlt ordentlich Leistung zu bisher. Einfahrsoftware, daran muss man immer denken. Kaum Ladedruck, auf Serienniveau.


Vergrößerung des Bereichs ab 160 km/h.

Ab etwa 6.000 Umdrehungen wird die Beschleunigung dann allerdings sogar minimal höher als die der Stufe Evo. Das bedeutet, dass hier dann etwa 300 PS anliegen werden. Die Einfahrsoftware ist auf Uwe Regelins Stufe 5.5 in etwa 275 PS stark gewesen, hier scheinen es etwa 25 PS mehr zu sein. Das lässt hoffen, was das Leistungsniveau der Prüfstandsabstimmung am 23. März angeht. Immerhin hat Uwe Regelins Stufe 5.5 dann irgendwas bei 385 PS gehabt nach finaler Abstimmung. Also 110 PS Unterschied zwischen Einfahrsoftware und finalem Mapping. Dass ich nicht auch 110 PS drauf bekommen werde, sollte mir klar sein, denn über 400 PS kann niemand wirklich erwarten. Aber die 380 PS werden hoffentlich zu reißen sein. Und noch mehr hoffentlich unten herum mehr Drehmoment, denn aktuell ist der Leistungsmangel unterhalb 5.000 Umdrehungen langweilig. Aber es liegt ja eben auch kaum Ladedruck an.

 

Zurück in Berlin prüfte ich erneut das Bodenblech. Und wieder eine große Ölpfütze! Ich war enorm frustriert. Und leierte in den Folgentagen Uwe Regelin eine Zusage ab, an einem Motor von Klasen den Simmerring zu tauschen, schaute auch schon nach einer Bahnverbindung, wollte den Wagen eine Woche vor der Prüfstandsabstimmung nach Gießen schaffen und mit der Bahn zurückkommen. Dass Uwe Regelin sich da überhaupt hat breitschlagen lassen, diese Arbeit zu übernehmen, rechne ich ihm sehr hoch an! Im Normalfall hätte ich Klasen das Auto auf den Hof stellen müssen. Sein Motor, seine Sache, sein Garantiefall.

Aber es kam anders...

Ich bekam von Freund Henning Dichtmasse mit, Elring Dirko HT, eine rote Dichtmasse auf Silikonbasis, temperaturfest bis 300°C, speziell zum Abdichten von Motorteilen. Ich nahm dann am Sonntag den Kopfdeckel ab, reinigte alle Anlageflächen und die Dichtungen von Motoröl und Resten der damals noch von Klasen aufgetragenen und von mir nicht erneuerten Dichtmasse und montierte den Deckel dann neu. Mit Dirko HT an mehreren Stellen, nämlich den "Halbmonden" an der linken Motorseite und dann an und um die Lagerdeckel der Nockenwellen auf der rechten Motorseite.


Die "Halbmonde" mit Dichtmasse.

Ehrlich gesagt schätzte ich die Chance, dass das Öl nicht am Simmerring sondern an der Kopfdeckeldichtung austritt als nahezu nicht vorhanden ein. Aber ich probierte das halt als letzten Strohhalm.
Weiterhin stellte ich dann (endlich) mal den Kraftstoffdruck ein. Dieser war mit 2,7 bar Grunddruck viel zu niedrig, ich stellte ich dann auf knapp 3,4 bar ein.

Am Montag dann, wieder abends nach der Arbeit, machte ich das Bodenblech sauber, "überfüllte" noch das Getriebe (ich hatte inzwischen gelernt, dass man noch 200ml über die Unterkante der Kontrollöffnung "überfüllen" müsse) und machte eine Probefahrt über rund 100 Kilometer. Das Klingeln der Maschine unter Volllast war weg, Lambda ging weiter herunter als zuvor, der LONGFT1-Wert per OBD stürzte von 0 bis auf -14,1 ab, also hatte die Maschine bisher deutlich zu wenig Sprit bekommen.

Wieder zuhause angekommen waren dann zwar offenbar letzte Ölreste vom Motor nach unten getropft, aber der Bereich Nockenwellen immer noch trocken und sauber!

Somit war das Ölen dann wohl ein Montagefehler der Kopfdeckeldichtung. MEIN Montagefehler. Klasens Maschine ist in Ordnung. Mea culpa.

Wenn das jetzt so bleibt, werde ich dann doch erst zur Abstimmung am 23. März nach Gießen fahren. Dann sind vorher nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und ein paar Restkilometer zu fahren. Hoffentlich...

 

Eine der Arbeiten wird übrigens sein, unter die Feder des Regelkolbens der Ölpumpe noch ein paar Beilagscheiben zu legen, um die Vorspannung zu erhöhen. Laut Stephan Klasen regelt nämlich besagter Kolben dauerhaft, d.h. mehr Vorspannung erhöht den Öldruck weiter. Also werde ich solange Scheiben dazutun, bis der Druck dann über 4.5 bar liegt.

Danach Abstimmung.

 

Motortausch, Teil 47
Sprudelnde Ölquelle
17.
März 2012

Der Motor leckt immer noch irgendwo Öl raus. Nur wenn er richtig warm gefahren wird, dann läuft das Frischöl aber recht stark am Motor im Bereich unterhalb des Wasserthermostaten herunter. Ich weiß nicht wirklich, wo es herstammt, inzwischen habe ich sogar bereits den bösen Gedanken "Kopfdichtung". Aber wer weiß. Mir fehlt so langsam die Möglichkeit und aufgrund eines verstauchten Fußes und viermonatiger Dauerarbeit am Auto auch die Lust dazu, hier noch weiter zu arbeiten. Zu müssen. Zum Glück hat sich Uwe Regelin bereit erklärt, dass wir vor der Abstimmung kommenden Freitag bei ihm auf der Bühne mal gemeinsam schauen, was da los sein könnte.

Ansonsten gestern noch weitere Unterlegscheiben unter die Ölpumpe eingelegt, um den Öldruck weiter nach oben zu treiben. Jetzt sind es 5 mm Material, die da im Schraubdeckel eingelegt sind, das gibt einen mächtigen Offset auf die Feder des Regelkolbens. Und das Ergebnis klärt so ein wenig die Zusammenhänge:

Öldruck Leerlauf kalt: 4,0 bar
Öldruck fahrend kalt: 4,3 bar
Öldruck Leerlauf warm: 2,6 bar
Öldruck fahrend warm: 3,6 ... 3,8 bar

Die Warmwerte sind nahezu unverändert. Sie sind zwar über die Einfahrstrecke etwas angestiegen, ändern sich aber seit nun bereits bestimmt 300 km nicht mehr weiter. Spricht für eingelaufene Gleitlager. Aber die Kaltwerte liegen jetzt deutlich höher. Was sagt einem das? Der Regelkolben hatte bereits zu Beginn des Einfahrens gearbeitet. Aber eben bereits bei einem Druck von 3,8 bar geöffnet. Mit 1 mm Unterlegscheibe unter der Feder. Jetzt sind 5 mm drin und der Druckbegrenzer löst erst bei 4,3 bar aus. Soweit, so gut. Die Warmwerte blieben davon aber unbeeindruckt. Weil sie unter der Auslöseschwelle des Druckbegrenzers liegen. Das bedeutet, die Fördermenge der LET-Pumpe reicht nicht für mehr als diesen Warmdruck. Der Abfluss durch die Kolbenbodenkühlung und das dünnflüssige 5W-50 tragen hier sicher verschärfend dazu bei, dass der Druck moderat ausfällt.

Wobei ... 2,6 bar im Leerlauf und 3,6 bar beim Fahren reichen gut aus!

Für mich ist das Thema Öldruck jetzt zufriedenstellend gelöst.

 

Weiterhin habe ich heute endlich die Rückwand des Innenraums bearbeitet, Löcher für die Halterungen Löschanlage und Feuerlöscher eingearbeitet und dann alles zusammengebaut, zuletzt dann die Halterung des Schaumlöschers verbaut. Ist jetzt alles drin, der Innenraum komplett, auch der Beifahrersitz und die Kamerahalterungen. Damit dürfte das Auto innen endlich auch wieder leiser geworden sein.


Wie man sieht, sieht man kaum etwas.

Will man an den Handlöscher, schnell aussteigen, Sitz nach vorne ziehen, zwei Schnellverschlüsse öffnen, Löscher entnehmen. Ist in 5 Sekunden zu machen. Beste Stelle dort hinter den Sitzen, stört den Beifahrer nicht, nimmt im Fußraum keinen Platz weg. Lediglich das Stoffdach kann man dort hinten jetzt nicht mehr parken, muss in den Kofferraum.