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Getriebewechsel, laaangsam
... déjà-vu, die Zweite ...
22. Juli 2015

Lang lang ist's her. Das letzte Update. Warum eigentlich?

 

Nun, der Reihe nach:

Am Getriebe, welches ich von einem Forenkollegen gebraucht gekauft und dann bei GEMA revidieren ließ, war nicht alles in Ordnung.

Es zeigte sich, dass nicht nur die auf der vorherigen Seite gezeigte, zu kurze Haltefeder für den Hydraulikstecker verbaut wurde, sondern auch die Hydraulikleitung nicht fest und zu tief im Getriebe saß, so dass ein korrektes Montieren des Steckers gar nicht möglich war. Immer wieder schien er zu sitzen, rutschte aber beim Pedaldruck wieder ab, die Bremsflüssigkeit ergoss sich dann unten durch die Kupplungsglocke auf den Boden unter dem Speedster.

Der Ring, der den Anschluss im Getriebegehäuse fixieren soll, war bereits erkennbar defekt, hier wurde ein zerbrochenes Teil verbaut. Von wem auch immer. Ich hätte erwartet, dass bei einer Getrieberevision auch das geprüft werden würde. Offenbar wurde das nicht. Was ungünstig ist, wenn es einem erst auffällt, wenn alles bereits wieder zusammengebaut ist. Wie mir beim Entlüftungsversuch.

Zudem setzte ich das Getriebe die ersten Male mit verdrehter Verzahnung an. Es gab bei den diversen Versuchen, bei laufendem Motor zu kuppeln, ein prasselndes Geräusch in der Kupplungsglocke. Als ob darin etwas herumfliegen würde. Eventuell hat die Kupplungsscheibe Schaden genommen und dort fliegt ein Nietkopf oder ähnliches herum? Wer will das sagen...

Ich versuchte dann, mittels Trick, den Anschluss so weit aus dem Getriebe zu ziehen, dass der Hydraulikstecker korrekt montiert werden kann, die Haltefeder in ihre Führungsnut rutscht. Dazu bearbeitet ich eine Beilagscheibe zu einem Ziehwerkzeug, welches in die Führungsnut greift.

Dieses Werkzeug steckte ich dann auf den Nippel und hebelte diesen dann vorsichtig nach außen.

Ich schaffte es damit scheinbar, den Nippel soweit außen zu haben, dass ich vorsichtig den Hydraulikstecker aufschieben und dann die Haltefeder seitlich einschieben konnte. Ein wenig drehen führte dann zu einem "Schnapp"-Geräusch, was wohl von der in ihre Nut einrastenden Feder stammte.

Ein erneutes Entlüften schien dann auch zu funktionieren. Die Kupplung ließ sich mit angehobenen Rädern korrekt betätigen, sie trennte endlich wieder, mit festem Pedalgefühl.

Ich fuhr dann den Speedster vorsichtig auf eigenen Rädern rückwärts aus der Werkstatt. Die Kupplung rupfte ungewöhnlich stark, ich vermutete Bremsflüssigkeit auf dem Schwungrad, welches sich bei einer längeren Probefahrt vermutlich wieder geben würde.

Ich startete dann zu einer vorsichtigen Probefahrt. Nach etwa 2 Kilometern, direkt nach dem Ortsausgang aus Berlin heraus, gab es beim Rollen im dritten Gang plötzlich ein "Klack"-Geräusch und da war dann auch wieder das Rasseln aus dem Bereich der Kupplungsglocke. Das Kupplungspedal fiel durch, Auskuppeln plötzlich wieder nicht mehr möglich. Ich ließ den Wagen rollen, bis rechts eine Einfahrt zu einer Firma kam, in diese rollte ich rein und machte den Motor aus.

Ich rief meine Frau an, sie kam mit der Entlüftungsflasche. Mehrere Versuche, die Kupplung wieder betriebsfähig zu bekommen, scheiterten. Auf dem Bodenblech sammelte sich erneut Bremsflüssigkeit. Alles klar, Liegenbleiber! Meine Frau fuhr mich dann nach hause, ich koppelte den Trailer an den VW-Bus, wir fuhren zurück zum Havaristen und verluden diesen mit der Seilwinde. Zuhause dann schoben wir ihn auf die Bühne.

Das war am 19. April 2015. Seitdem stand der Speedy stillgelegt auf der Hebebühne. Ich war einfach nur extrem sauer, mit dem Auto durch. Final? Darüber war ich mir nicht sicher. Ich glaube, hätte ich ihn so verkaufen können, zu einem fairen Preis, ich hätte es getan.

Die Zeit verging. Ich suchte Hilfe im Forum. An den Stellen, von denen ich Hilfe erhofft hatte, war Stille. Dafür kamen im Hintergrund Hilfsangebote aus Richtungen, aus denen ich es nie erwartet hätte, von (nahezu) stillen Mitlesern. Ich hatte bereits sehr häufig die Meinung, die Community des Speedsterforums sei kaputt. Das stimmt, bezogen auf die angeblichen Freunde aus der Region, ausgenommen Freund Thomas mit dem grün-goldenen Turbo. Er ist da, wenn man ruft. Der Rest gibt einen feuchten Kehricht auf mich und meine Probleme. Dafür gibt es doch Einige, die fast oder sogar nur mitlesen, die aber in der Not durchaus in die Bresche springen.

Ich entschied mich dazu, das erneut selbst anzugehen. Nochmalig das Getriebe ausbauen, Fehler finden, beheben, Getriebe wieder einbauen. Aber erst im Sommerurlaub Juli bis August. Kräfte sammeln, Ärger verdauen, sich der eigentlichen Arbeit widmen, die gut bezahlt wird, Job genannt.

Ich orderte präventiv schon mal eine neue Sinterscheibe und einen neuen Zentralausrücker. Dazu lieferte mir GEMA freundlicherweise gratis noch ein neues Haltestück für die Hydraulikleitung in der Kupplungsglocke. Damit sollte ich für die erwarteten Schäden mit Ersatzteilen ausgestattet sein, um sofort reparieren zu können, ohne den Motor länger am Kran halten zu müssen.


Die Sachs-Sinter ist jetzt mit 6 Belagpaaren ausgestattet, soll bis 520 Nm spezifiziert sein.

 

Danach passierte wochenlang nichts mehr. Der Speedster wurde ignoriert.

 

Am 20. Juli dann, Montag erste Urlaubswoche, begann ich mit der neuen Arbeitsrunde!

 


20. Juli, 10 Uhr


22. Juli, 15 Uhr

Arbeitszeit bis hier: etwa 6 Stunden.

Das Freilegen des Getriebes ging dieses Mal erheblich stressfreier. Die Arbeiten waren ja jetzt alle bekannt, wo welche verdeckten Schrauben sitzen, was alles demontiert werden muss, nichts wirklich Neues mehr. Dazu kein Zeitdruck und angenehm sommerliche Temperaturen.

Nun, am folgenden Tag, sollte das Getriebe dann entnommen werden und die Schadensanalyse stattfinden können.

 

Montagefehler - Kupplung zerstört
23. Juli 2015

Fehler gefunden. Bei den ersten Ansetzversuchen im April war die Verzahnung ja nicht im richtigen Winkel, fand sich nicht. Beim Versuch, das Getriebe dennoch anzuschrauben, wenn auch vorsichtig, gab es damals einen Knack. Daran kann ich mich noch erinnern. Hatte das aber nicht weiter ernst genommen. Hätte ich aber sollen. Denn das Knacken war die gebrochene Rückenplatte der Sinterscheibe. Diese ist offenbar gehärtet, und anstatt dem Druck elastisch nachzugeben, zerbrach sie in viele kleine Trümmerstücke. Diese wirbelten dann innen wild herum und setzten sich teils auch zwischen Reibbelag und Druckplatte. Damit werden die Prasselgeräusche erklärlich. Und auch das immer wieder durchfallende Pedal. Denn wenn ein Bruchstück in den Öffnungsbereich der Kupplung gerät, kann diese nicht mehr arbeiten, die Druckplatte bleibt offen, die Tellerfederfinger gespannt, innen.

Ich kann von Glück sagen, dass es innen nicht mehr Schaden gegeben hat. Die Kupplungsglocke hätte zerschlagen können oder ähnliches.

Ich habe jetzt sicherheitshalber bei GEMA noch einen Druckautomat nachbestellt. Zwar sieht der verbaute noch brauchbar aus, aber ein paar Blessuren hat er abbekommen. Das Risiko, hier ein versteckt defektes Teil zu verbauen, ist mir ob der Arbeit zu groß, die man für einen Getriebeausbau aufwenden muss.

Auch der Ausrücker scheint in Ordnung zu sein. Wird aber aus gleichen Gründen sicherheitshalber ersetzt werden.

Da der Druckautomat bei Sachs auf Sonderbestellung angefertigt wird (Einzelstück), wird das jetzt einige Tage Verzögerung bedeuten, der Motor bleibt damit am Kran hängen, von unten als Sicherung durch einen Hubtisch unterstützt. Werde das täglich auf korrekte Position überprüfen.


Die Kupplungsglocke mit Bruchstücken aus Stahl am Boden.


Die Sinterscheibe mit nahezu vollständig weggebrochener Rückenplatte und beschädigtem Sinterbelag.

 

Kupplungstausch
... und eine Überraschung ...
08. August 2015

Es waren ja einige Trümmerstücke der Kupplung in der Kupplungsglocke gefunden. Aber zum Glück vor dem Einbau der neuen Kupplungsscheibe und dem Druckautomaten kam mir eines abends so der Gedanke, ob da trotz sehr geringem Abstand vielleicht auch Trümmerstücke zwischen Schwungrad und Motorblock geraten sein könnten. Am nächsten Tag dann Lampe hinter gehalten und zwischendurch geschaut.  Und prompt waren da zwei Zacken erkennbar, die da offensichtlich nicht hingehörten.

Also auch das Schwungrad noch ausgebaut. Und siehe da, zwei weitere, recht große und scharfkantige Splitter!

Wenn die da unbemerkt drin geblieben wären, die nächste Katastrophe wäre unvermeidlich gewesen.

Das Schwungrad dann wieder befestigt, die Schrauben mit Loctite 243 gesichert und gedichtet, Kupplung und Druckplatte verbaut. Und dann das Getriebe angesetzt.
Und wieder wollte die Zahnung zwei Male nicht treffen. Erst beim dritten Mal dann rutschte sie akustisch gut vernehmlich ineinander. Ich hoffte, dass dieses Mal nichts Schlimmes passiert ist. Ich spannte die Schrauben auch nicht so fest wie beim letzten Mal. Löste vorher und probierte erneut. Es war von innen auch kein "Knack" zu hören gewesen.

Nachdem das Getriebe am Motor angeflanscht war, Probedrehen der Kurbelwelle durch 17er Schlüssel an Riemenscheibe bei eingelegtem Gang. Alles leicht, gefühlt OK. Und die Antriebswellenaufnahmen drehten sich langsam, aber erkennbar mit. Gut.

Zum Zentrieren der Kupplungsscheibe fertigte ich mir übrigens einen Zentrierdorn an:

Dieser hat unten 21 mm Durchmesser für die Kurbelwelle, darüber 22 mm Durchmesser für die Zahnung der Kupplungsscheibe. Damit konnte ich die Kupplungsscheibe beim Festschrauben des Druckautomaten korrekt zentrisch ausrichten. Ein Versatz würde das Montieren des Getriebes schwierig bis unmöglich machen. Und erneut die Kupplung gefährden.

Rund 8 Stunden Arbeitszeit später war das Auto wieder komplett montiert.


(Dreck eines knappen Jahres im "Trockendock")

Das Entlüften der Kupplung ging dieses Mal extrem einfach und schnell, etwa 5 Pedalhübe, mehr war nicht nötig. Pedal gab ein gewohnt festes Gefühl. Keine verdächtigen Geräusche aus der Kupplungsglocke.

Dann das erste Anlassen des Motors, Fahrzeug noch angehoben auf der Bühne, Räder in der Luft. Kupplung treten, vorsichtiger Versuch, den ersten Gang einzulegen, geht. Räder stehen noch. Kupplung langsam kommen lassen. Räder drehen. (wichtig dabei: Traktionskontrolle deaktivieren, sonst spuckt der Motor)
Kupplung wieder drücken, Räder bleiben sofort stehen. Keinerlei Klapper- oder Rasselgeräusche.

Soweit schon mal Glücksgefühl!

Ich fuhr dann auf eigenen Rädern von der Bühne. Montierte die Bodenbleche. Und machte am selben Abend eine Probefahrt über 50 km. Keine erkennbaren Probleme mehr. Getriebe schaltet sauber, noch etwas "mechanische", weil neu, die Kupplung arbeitet sanft und definiert.

 

Das Thema Getriebetausch scheint damit im zweiten Anlauf endlich erledigt zu sein. Als nächste Aufgabe steht dann an, das Auto grundlegend zu reinigen. Es ist durch die lange Standzeit doch erheblich verdreckt. Auch Insekten von der Ausfahrt letzten Herbst kleben noch überall vorne dran. Aber das ist eine vergleichsweise einfache Arbeit. Auch mal schön.


Endlich wieder fahrbereit!

 

Schreckmomente
... und ich dachte ...

14. September 2015

Die Probefahrt neulich schien in Ordnung. Aber eine Woche später wollte ich doch noch die Sicherungsbleche an den Querlenkerschrauben tauschen und nochmals die Drehmomente prüfen. Bodenblech abgeschraubt, und ...

Undicht!
Verdammte Axt!

Grün - muss Getriebeöl sein. Austritt war klar erkennbar der Ablauf unten in der Kupplungsglocke, dort war es feucht und es hing noch ein halber Tropfen.
Verdammter Mist, war also offenbar der Ausrücker undicht gegenüber dem Getriebegehäuse. Ich hatte diesen erst montiert, dann nochmals abgenommen, vermeintlich auf Sauberkeit geprüft und erneut montiert. War dabei der Simmerring kaputtgegangen? Oder doch irgendein Schmutzteil zwischen Dichtlippe und Getriebegehäuse geraten sein, unbemerkt?

Ich machte erst einmal die anderen Arbeiten, Handbremse nachstellen, Sicherungsbleche, Drehmomente, und ließ das Auto dann wieder herunter, das Bodenblech blieb ab, die Garagentür zu, und erstmal vergessen für ein paar Tage.

Eine Woche später, erneutes Nachsehen unter dem Getriebe, immerhin lief der Motor 2x 10 Minuten im Leerlauf zwischendrin. Es blieb trocken, kein neuer Flüssigkeitsaustritt.

Ich traute dem aber nicht. Schließlich wird erst im Fahrbetrieb durch das Differential nennenswert Öl hochgeschleudert und im Getriebe verteilt.
Also machte ich eine erneute Probefahrt, wieder rund eine Woche später, ich wollte nicht wirklich Gewissheit, deshalb brauchte es, bis ich mir nochmals zu fahren traute.

Die Probefahrt ging schief. Aber anders, als gedacht. Denn ohne Bodenblech fing der Diffusor offenbar soviel Luftdruck, dass sich das Mittelteil auf der Landstraße bei etwa 120 km/h nach unten bog und scharrend die Fahrbahn berührte. Den Rest der 25 km Fahrt schlich ich mit maximal 40 km/h zurück. Ein Zurückbiegen von Hand war nicht möglich, das Blech war unter starker Vorspannung. Die Hand schaffte nicht, was der Luftdruck schaffte...


Schleifspur an der Vorderkante

Das war dann aber schnell wieder gerichtet. Und was so richtig gut war an der neuerlichen Probefahrt: das Getriebe blieb erneut dicht!

Mein Verdacht geht jetzt doch dahin, dass es sich bei der grünen Flüssigkeit um Bremsflüssigkeit Blue Racing handelte, die zusammen mit irgendwelchen gelben Ablagerungen eine grüne Farbe annahm. Ich hatte nämlich beim Montieren der Hydraulikleitung anfangs etwas Probleme, traf das Gewinde am Stecker nicht, wodurch vermutlich einiges an Bremsflüssigkeit durch die Hülse hindurch in die Kupplungsglocke geraten war. Und dort eventuell erst während der ersten Probefahrt an die Auslassöffnung lief.

Am letzten Wochenende dann wurde der Speedster mal wieder gewaschen, der Innenraum gereinigt, sämtliche Lederteile mit Lederpflege behandelt, und jetzt steht er wieder passabel da:


(Anklicken für Vergrößerung)

 

Was sonst noch geschah...

aus der Lagerauflösung von Lotus erstand ich über leider teuren Zwischenhändler einen werksneuen Tachometer. Der trotzdem bereits etwa 10 Jahre alt ist:

 

... und ...

... Tadaaaaah ...

10. September 2005
10. September 2015

10 Jahre Jubiläum!!!


Damals war's, der Tag des Kaufs und der Überführung aus Wiesbaden.